An den Anfang des Gottesdienstes am 13.02.2022 in der Neuapostolischen Kirche Mannheim-Moselstraße stellte Apostel Martin Rheinberger ein besonderes Bild für Gemeinschaft.
Mannheim sei früher nur ein Standort für ihn gewesen, erwähnte der Apostel, eine Stadt, z.B. auf dem Weg zum Flughafen. Inzwischen sei das anders, denn er kenne hier nun verschiedene Menschen, habe diverse Gespräche geführt. Was vorher abstrakt war, verbinde er nun mit konkreten Gesichtern. Daraus zog er den Schluss: „Gemeinschaft ist nichts Theoretisches, sondern da bekommt etwas ein Gesicht. Und man lernt den ein oder anderen auch von einer Seite kennen, die man ihm nicht zugetraut hätte.“
Als Predigtgrundlage im Gottesdienst diente der Bibeltext aus Matthäus 19,21: Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!
Dieses Wort, das vor einer Woche Stammapostel Jean-Luc Schneider in einem Gottesdienst in Kopenhagen verwendet hatte, schloss der Apostel anhand von drei Aspekten detailliert auf.
Ein erster Impuls aus dem Gottesdienst solle sein, so drückte es der Apostel aus, dass beim Blick auf uns selbst der Gedanke im Raum stehen könnte, „ich schaff das Ziel nicht“. Wenn wir im Wort vom Altar hören, wie Christus ist und dass wir sein sollen wie er, dann mag mancher „unmöglich“ denken. Dabei verwies der Apostel auf Jesus, der mal ein drastisches Bild aufgezeigt habe: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt.“ Die Jünger fragten den Herrn ganz entsetzt: Ja, wer kann dann noch selig werden? Jesus antwortete ihnen: „Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Das sei eine ganz persönliche Botschaft an den Einzelnen selbst und genauso für den Nächsten, an dem es vielleicht das ein oder andere (auch zu recht) zu kritisieren gebe: Mit dem lieben Gott ist es möglich, ins Himmelreich zu kommen und das ewige Leben zu ererben.
Im Predigtverlauf zeigte Apostel Rheinberger auf, dass der reiche Jüngling kein selbstgefälliger Mann war, sondern bei allem Reichtum bemerkt habe, dass ihm etwas fehlte, um vollkommen zu sein. Und als er sich mit der Frage, „was muss ich tun?“ an Jesus wendete, antwortete ihm dieser: „verkaufe, was du hast und gib’s den Armen“. Der liebe Gott habe auch jeden Einzelnen von uns reich gemacht, machte der Apostel deutlich: „Wir haben manche Gaben von ihm empfangen. Teile doch das, was du hast, mit dem Nächsten. Behalte es nicht für dich.“ Stattdessen mögen wir alles in den Dienst der Gemeinde, in den Dienst des Nächsten, der es braucht, stellen.„Der Reichtum war für den reichen Jüngling auch ein Stück Sicherheit“, erläuterte der Apostel fortführend. Jesus erwartete aber von dem Mann, diese falsche Sicherheit loszulassen. Wir leben heute in einer aufgeklärten Gesellschaft und sind daran gewöhnt, Dinge erklären und berechnen zu können. Auch uns gelte diese göttliche Botschaft: „Lass diese falsche Sicherheit los und vertrau mir einfach.“ Viele Dinge seien uns verborgen. Und Sicherheit komme nicht daher, alles bis ins kleinste Detail zu wissen. Wahre Sicherheit komme aus dem Vertrauen zu Gott, weil er unser himmlischer Vater ist, nicht, weil er uns alles erklärt. „Verlass dich nicht auf irdische Sicherheiten, sondern verlass dich auf den lieben Gott.“
Diese Nachfolge, die der Sohn Gottes erwarte, sei eine bedingungslose, machte der Apostel unmissverständlich klar. Nachfolge sei nichts, was man halb und halb tun könne und zitierte dabei aus Lukas 9,62: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Man könne sich nur ganz dafür entscheiden: für die Nachfolge Jesu, die bedinge, dass wir in den Geboten stehen. Denn erst in der Nachfolge erkennen wir, was die Gebote wirklich für uns bedeuten, führte der Apostel aus. Man könne die Gebote ganz nüchtern und strikt anwenden oder man begreife in der Nachfolge Jesu, was sie wirklich heißen. Zum Beispiel gebe es in der Kirche manche Traditionen, manches Überkommene, an dem man krampfhaft festhalten könne, oder man könne mit Jesus mitgehen und ihm nachfolgen.
Dazu führte der Apostel ein Beispiel aus einem Gottesdienst des Stammapostels an. Es gebe die Tradition, dass Gemeinschaft in der Kirche Uniformität bedeute. Stattdessen rief der Apostel ganz deutlich dazu auf: „Lass doch dem Anderen sein Anderssein!“ Gleichzeitig solle man auch selber so sein, wie man sei. Das bedeute nicht, dass deshalb Gemeinschaft nicht möglich wäre, sondern genau in diesem Anderssein sollen wir Gemeinschaft haben. Dies sei möglich, wenn Christus das Haupt ist, wenn ER unser Maßstab sei. Wenn da und dort Probleme in der Gemeinde oder im Bezirk auftreten, dann solle man doch schauen, dass Christus wieder in den Mittelpunkt gerückt werde, gab der Apostel als Ratschlag mit. Die Begebenheiten aus Jesu Leben zeigen ganz deutlich, wie Jesus die Gebote auslegte. Das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, heiße, sich von der Not des Anderen aufhalten zu lassen. Keine großen Aktionen oder die Welt verändern, sondern dem Nächsten in Not Mut machen. Denn wenn wir dem lieben Gott dienen, tun wir nicht Gott einen Gefallen, sondern wir tun uns einen Gefallen. Auf diese Weise sei Nachfolge eine Quelle der Kraft und der Freude.
Zu einem weiteren Predigtbeitrag wurde der Vorsteher der Gemeinde Mannheim-Moselstraße gebeten.
Eine wesentliche Prägung erhielt der Gottesdienst durch das Sakrament der Heiligen Versiegelung; drei Kindern wurde die Gabe Heiligen Geistes gespendet.
Musikalisch wurde dem Gottesdienst durch Streicher und klangvolles Klavier ein besonderer Rahmen verliehen.
Fotograf: H. Mauer