Die Lebendige Chronik der Gemeinde Viernheim
14.01.2018
Eine Chronik – das klingt nicht besonders spannend. Eine starre Abfolge von geschichtlichen Daten. Im Lexikon wird sie als Form der Geschichtsschreibung bezeichnet, die im Altertum entwickelt wurde. Eine Chronik ist demnach eine Prosadarstellung, die die Ereignisse in zeitlicher Reihenfolge geordnet darstellt. Eine „lebendige“ Chronik – das verspricht schon etwas interessanter zu sein. Es ist „Leben“ darin – und das sollte der eigentliche Kern einer jeden Chronik sein! Jenseits der nackten Daten sind es die Geschichten von Menschen, die einer Chronik Leben verleihen. Jeder Eintrag, jedes aufeinander folgende Ereignis ist schließlich oft das Ergebnis vom Wirken und Schaffen eines ganzen Menschenlebens!
Deshalb erfüllt es uns mit großer Dankbarkeit, wenn wir heute auf Neun Jahrzehnte zurückblicken dürfen! Ein langer Zeitraum, der von vielen gläubigen Christen geprägt worden ist. Unsere Chronik beginnt im Jahre 1926, mitten in der Weimarer Republik. Damals gab es in Viernheim lediglich fünf neuapostolische Familien – jedoch keine eigene Gemeinde! Die nächste Kirche war in Weinheim, zu Fuß ein langer Weg, doch unsere fünf Familien nahmen den Marsch für einen Gottesdienst gerne in Kauf. Es war ein lebendiger Glaube, der sie antrieb. Der gleiche lebendige Glaube, der zwei Jahre später, 1928, zur Gründung der Gemeinde Viernheim führte. Dabei waren die Anfänge beschaulich. Die ersten Gottesdienste fanden im Haus der Familie Wedel in der Alexanderstraße statt. Zuerst in der Küche, später in einem eigens dafür hergerichteten Raum. Erster Vorsteher der jungen Gemeinde wurde Evangelist Wilhelm Karl. In den folgenden 25 Jahren folgten ihm Priester Karl Hörler, Evangelist Karl Raup und Priester Kurt Sauer als Gemeindevorsteher. Unter der segensreichen Arbeit der verschiedenen Vorsteher wuchs die Gemeinde stetig.
Der Versammlungsraum wurde zu klein, weshalb man einen Bauplatz für eine eigene Kirche suchen musste. In der Römergartenstraße konnte schließlich ein geeignetes Grundstück gefunden, und mit der Errichtung der Kirche begonnen werden.
Die erste Neuapostolische Kirche in Viernheim wurde 1951 fertig gestellt und von Bezirksapostel Hahn eingeweiht. Fortan hatte die Gemeinde ein eigenes Gotteshaus.
Ab 1953 betreute Evangelist Karl Weiß aus Mannheim die Viernheimer Gemeinde, bis zu seiner Ruhesetzung im Alter von 65 Jahren.
Daraufhin setzte Bezirksapostel Hahn 1958 den Evangelisten Erich Hofmann als neuen Vorsteher der Gemeinde. Unter seiner von Eifer und Segen geprägten Leitung erlebte die Gemeinde eine Blütezeit. Die Zahl der Mitglieder wuchs um stattliche 50%. Deshalb musste bereits 1961, lediglich 3 Jahre nach seinem Amtsantritt, die fast neue Kirche erweitert werden. Doch die Erweiterung erwies sich nur als Übergangslösung. Nur eine wesentlich größere Kirche konnte die Platzprobleme dauerhaft beseitigen. Auch über seine Ruhesetzung 1981 hinaus, engagierte sich Erich Hofmann daher bei der Suche nach einem Grundstück für den geplanten Neubau. Mit Unterstützung von Altbürgermeister Mandel konnte das heutige Grundstück in der Walpurgastraße erworben werden.
Von 1981 bis 2006 setzte schließlich Hirte Günter Adler die segensreiche Pflege der Gemeinde fort. Bis zu seinem altersbedingten Ruhestand diente er der Gemeinde als Vorsteher. In dieser Zeit konnte unsere schöne Kirche errichtet und 1990 geweiht werden. Sie bietet Platz für ca. 450 Personen. Hirte Adler sorgte auch für Wachstum nach Innen. Das Musikwesen entwickelte sich zu einem wichtigen Stützpfeiler der Neuapostolischen Gemeinde.
Seit 2006 leitet nun Dr. Ingo Hofmann die Gemeinde. Der Vorsteher wird von einem Gemeindeevangelisten als Stellvertreter unterstützt. Bis letztes Jahr erfüllte diese Aufgabe Evangelist Heinrich Bischoff. Nach Erreichen der Altersgrenze durfte auch er in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger im Evangelistenamt wurde Benedikt Merkel.
Darüber hinaus arbeiten 5 Priester und 10 Diakone in der Gemeinde engagiert mit. Die wichtigsten Aufgabenfelder sind die allgemeine Seelsorge, die Betreuung der Familien sowie die Kinder- und Jugendpflege.
Alle Gottesdienste werden von unserem Gemeindechor, sowie im Wechsel von unserem Orchester oder Flötenensemble umrahmt. Zu besonderen Gelegenheiten wirken auch unser Männerchor, unser Frauenchor oder sogar ein Mutter-Kind-Chor mit. Die Nebenräume unserer Kirche werden insbesondere für die Kinderbetreuung genutzt. Während der sonntäglichen Gottesdienste findet für die 3 bis 6-jährigen Kinder eine „Vorsonntagsschule“ und für schulpflichtige Kinder die „Sonntagschule“ statt. Ergänzt wird die Lehrangebot vom Religionsunterricht, der im Anschluss an die Gottesdienste von unseren 10-13 Jährigen besucht wird. Ziel ist es, unseren Kindern altersgemäß die christlich neuapostolische Lehre, sowie den lebendigen Glauben im Alltag zu vermitteln.
Um die Gemeinschaft zu stärken, gibt es viele regelmäßige Aktivitäten. Beispielhaft sei das jährlich stattfindende Gemeindefeste, oder die wöchentlichen Seniorenzusammenkünfte genannt. Ganz besonders beliebt sind die mehrtägigen Ausflüge für Kinder. Diese Kinderausflüge sind im Abstand von 2 Jahren immer ein prägendes Ereignis. Zuletzt wurde im Jahr 2015 das Kloster Schönthal und 2017 die Abtei Marienstatt bei Streithausen besucht.
An dieser Stelle sei betont, dass alle Arbeit in unserer Gemeinde ehrenamtlich getragen wird. Das zeigt, dass der gleiche lebendige Glaube, der vor über 90 Jahren den Fußmarsch nach Weinheim nicht zu weit erscheinen ließ, auch heute noch zu finden ist. Voller Freude und Eifer wollen wir die lebendige Chronik der Neuapostolischen Gemeinde Viernheim weiterschreiben. Nach 90 gesegneten Jahren blicken wir voller Gottvertrauen in die Zukunft.